14.10.2019

Wo rohe Kräfte sinnlos walten

Dass die Fachleute von Fuchs+Girke dem berühmten Denkmal „August des Starken“ zu Hilfe eilen müssen, ist längst kein Einzelfall mehr. Dem vergoldeten Reiterstandbild des sächsischen Kurfürsten, das seit 1736 den Neustädter Markt in Dresden ziert, wurden in den letzten Jahren immer wieder mutwillig Schäden von Unbekannten zugefügt. Die größten Beeinträchtigungen waren entstanden, indem Personen mehrfach versucht hatten, das Denkmal zu erklimmen.

So geschehen auch Anfang Mai dieses Jahres, wobei das Schwert der Reiterfigur nun zum wiederholten Male beschädigt worden ist. Bereits 2011 hatten Betrunkene die Schwertscheide gewaltsam abgetrennt, die nachfolgend aufwendig restauriert werden musste. Auch jetzt war es wieder die Schwertscheide, die der Kletteraktion zum Opfer fiel. Sie war beinahe vollständig abgerissen worden und hing nur noch lose am Griff des Schwerts.

Zum Glück wurde dieser Schaden rechtzeitig bemerkt. Daraufhin wurde Fuchs+Girke von der Landeshauptstadt Dresden zunächst mit der Bergung des lädierten Schwertsegmentes beauftragt.

 

Die in Kupfer getriebene Großplastik war in den Jahren 2001 - 2003 in unseren Werkstätten grundhaft restauriert und neu vergoldet worden. Um den mit der Restaurierung erreichten Zustand aufrecht zu erhalten, besteht zwischen der Landeshauptstadt Dresden und der Firma Fuchs+Girke ein Wartungsvertrag. Demgemäß wird das wertvolle Monument von unseren Mitarbeitern einmal jährlich auf jegliche Veränderungen überprüft, so dass auf auftretende Schäden schon frühzeitig mit fachgerechten Instandhaltungsmaßnahmen reagiert werden kann.

 

Für die Reparatur des neuerlichen Vandalismusschadens ist das Reiterstandbild Mitte August von uns vor Ort nochmals sorgfältig untersucht worden, um weitere, vandalismusbedingte Schäden aufzunehmen. Anschließend wurde ein Restaurierungskonzept erstellt, auf dessen Grundlage dann die Reparatur der einzelnen Schäden erfolgte.

Infolge der Vandalismusattacke wiesen die Schwertelemente verschiedene Defekte auf, waren aber soweit erhalten, dass eine Restaurierung mit den originalen Elementen erfolgen konnte. Irreparabel beschädigt war hingegen das zur Arretierung der Schwertscheide dienende Passstück, welches vollständig erneuert werden musste.

 

In einer ersten Maßnahme wurde zunächst das alte Passstück substanzschonend demontiert. Nach den notwendigen Schleif- und Reinigungsarbeiten wurde das neu aus Kupfer hergestellte Passstück vor Ort exakt angepasst und mit dem Schwertgriff verlötet. Dieser war, weil leicht verbogen, zuvor wieder behutsam in die Ausgangsposition gerichtet worden. Um dem Schwert des Reiterstandbildes mehr Stabilität zu verleihen, wurde die neue Passstückhalterung wesentlich robuster und länger ausgeführt als die historische Bestandshalterung.

 

Nach den zur Instandsetzung der Halterung erforderlichen Klempnerarbeiten galt es, die diversen Beschädigungen zu beseitigen, die durch den gewaltsamen Eingriff im Mai an der Goldauflage des Schwertes sowie auch an der Reiterfigur verursacht worden waren. Hierbei handelte es sich um mehrere Kratz- und Abriebspuren innerhalb der Blattgoldbeschichtung. Die zur Ergänzung dieser Fehlstellen erforderlichen Vergoldungsarbeiten wurden von unserem Diplom-Restaurator Harald Straßburger bestandsgerecht mit 24 karätigem Naturgold ausgeführt.

 

In einer abschließenden Maßnahme wurde die restaurierte Schwertscheide mit Hilfe einer Hebebühne wieder vor Ort am Schwertgriff des Reiterstandbildes montiert. Die von zahlreichen Pressevertretern begleiteten Montagearbeiten sind am Freitag, den 11. Oktober, im Beisein der durch Stephan Borrmann vertretenen Auftraggeberseite und des Bürgermeisters Raoul Schmidt-Lamontain (Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften) erfolgt. Dabei wurde das Schwertsegment von unserem Klempnermeister Lars Knoblich an der neuen Kupferblechhalterung passgenau montiert und vernietet. Letzte Hand an das Standbild legte schließlich Harald Straßburger, dem die Nachvergoldung der Nieten und Übergänge oblag.

 

Bleibt nun zu hoffen, dass das 286 Jahre alte Reiterstandbild als eines der bedeutendsten Wahrzeichen Dresdens zukünftig von derartigen Attacken verschont bleibt.

 

 

 

 

Presseberichte zum Thema

 

DNN.de

https://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Der-Goldene-Reiter-in-Dresden-ist-wieder-komplett

 

 

SÄCHSISCHE.DE

https://www.saechsische.de/plus/goldener-reiter-bekommt-schwert-zurueck-5128126.html

Artikel der Printausgabe vom 12./13.10.2019

 

WochenKurier.info

https://www.wochenkurier.info/sachsen/dresden/artikel/schwertlos-durch-die-nacht-73763/

 

https://www.wochenkurier.info/sachsen/dresden/artikel/goldener-reiter-hat-sein-schwert-zurueck-74078/